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CREDO PAINTINGS

Künstlerisch tätig bin ich genau genommen seit 1964, als ich als Dreieinhalbjährige mein vielleicht erstes Bild malte, mit roter Wachsmalkreide auf hellblauem, länglichem Karton:
ein rundes Etwas, das entfernt an eine Schnecke im Regen erinnerte.
Ich war sehr stolz darauf.
Es war zweifellos das schönste Bild, das jemals gemalt worden war.
Mein Vater, mir mit dem Rücken zugewandt am Schreibtisch sitzend, ahnte nichts davon, dass soeben ein Kunstwerk höchsten Ranges entstanden war.

Noch heutzutage unterliege ich manchmal dieser wunderbaren Illusion, sobald ein Bild fertig ist.
Das heißt, sobald ich mir selbst erklärt habe, es sei fertig – eine Erklärung, die selten im richtigen Augenblick, manchmal zu früh, öfter aber zu spät kommt. Die Unvollkommenheit des Bildes in jedem Zustand lockt mich gerne ins ästhetische Verderben. Das Bild hört dann auf zu sprechen, es weiß nichts mehr zu sagen, ist totgemalt.
(Es redet natürlich ohnehin nicht mit jedem – aber wer tut das schon?)

Die Illusion der Dreieinhalbjährigen war für mich immer die wohl stärkste Motivation, nach dem Pinsel zu greifen und mir die Mühe zu machen, die Farbe anzurühren. Dies und der Moment im Malprozess, wenn das Bild sein verstocktes Schweigen aufgibt und anfängt zu sprechen.

Meine Bildtitel sind übrigens meist rein assoziativ zustande gekommen.
Manchmal spielt die Lebenssituation, in der ich mich gerade befinde, eine Rolle. Manchmal die Malsituation, nämlich ein Song, den ich während des Malens immer und immer wieder gehört habe. Manchmal mache ich es so, wie die meisten Betrachter/innen:
ich sehe irgenetwas Konkretes im abstrakten Bild und das ist es dann für mich.
Ich wünsche mir aber, dass meine Titel nur als Anregung zum Weiterfantasieren verstanden werden. Das ist ja schließlich der höchst kreative Anteil des Betrachters an der Bedeutungsgebung.